11. September 2025
Windkraft im Kanton Bern: Chancen und Herausforderungen
Anlässlich der Herbstsession des Grossen Rates lud die aeesuisse Bern gestern zur Sessionsveranstaltung «Windkraft im Kanton Bern: Quo vadis?» ein. Beim gemeinsamen Mittagessen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft über die Zukunft der Windkraft im Kanton Bern. Mit über 50 Teilnehmenden, darunter Grossrätinnen und Grossräte aus allen Fraktionen, war der Anlass sehr gut besucht.
In ihrer Begrüssung unterstrich Tabea Bossard-Jenni, Co-Präsidentin der aeesuisse Bern, die zentrale Rolle der erneuerbaren Energien für eine sichere und nachhaltige Stromversorgung im Kanton Bern.
Margarita Aleksieva, Leiterin Geschäftseinheit Wind & Solar bei der BKW, zeigte auf, dass Windenergie auch in der Schweiz ein wichtiger Pfeiler des künftigen Energiesystems sein kann. Denn sie ist kostengünstig, effizient und liefert einen hohen Anteil Winterstrom. Hinderlich sind jedoch die langwierigen und mehrstufigen Bewilligungsverfahren mit wiederholten Einsprachemöglichkeiten: Die Planungs- und Entwicklungsphase kann bis zu 18 Jahre dauern – weshalb bislang erst 47 Windturbinen in der Schweiz stehen. Eine Straffung der Verfahren und Flexibilität bei der Wahl der Turbinenmodelle könnten diese Hürden deutlich reduzieren.
Wie ein verkürztes Verfahren aussehen kann, erläuterte Judith Schmutz vom Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement Luzern. Sie berichtete von den Erfahrungen mit dem Plangenehmigungsverfahren im Kanton Luzern. Die Zuständigkeit für die Bewilligungen liegt neu allein beim Kanton. Dennoch oder gerade deswegen bleibt der frühzeitige Einbezug der Standortgemeinden absolut entscheidend für den Erfolg von Windkraftprojekten. Ebenfalls wichtig ist gemäss den in Luzern gemachten Erfahrungen die Möglichkeit der Standortgemeinden, sich finanziell an den Anlagen zu beteiligen.
Den wissenschaftlichen Rahmen lieferte Dr. Peter Burgherr vom Paul Scherrer Institut PSI. Er präsentierte eine Bestandesaufnahme zu den Auswirkungen der Windkraft auf Mensch und Umwelt. Ein grosses Problem sind in diesem Zusammenhang weit verbreitete Falschinformationen, die oft auch in den Medien aufgegriffen und weiterverbreitet werden. Auch Dr. Burgherr sieht in langwierigen Verfahren sowie in komplexen und unspezifischen rechtlichen Rahmenbedingungen die grössten Hindernisse für den Ausbau der Windenenergie.
Die Veranstaltung machte deutlich: Windkraft bietet dem Kanton Bern erhebliche Chancen für die Energiewende. Damit dieses Potenzial genutzt werden kann, müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen verbessert und die Verfahren beschleunigt werden. Die aeesuisse Bern wird den Dialog mit Politik, Verwaltung und Wirtschaft weiterführen, um gemeinsam tragfähige Lösungen für die Energiezukunft des Kantons Bern zu entwickeln.